Wie Nutzer Webseiten wahrnehmen und wie diese Wahrnehmung beeinflusst werden kann

Fast täg­lich sur­fen wir im Inter­net und rufen dabei zahl­rei­che Web­sites auf. Dabei erfasst, bewer­tet und sor­tiert unser Gehirn die gese­he­nen Inhal­te in einer bemer­kens­wer­ten Geschwin­dig­keit. Nur Augen­bli­cke nach­dem wir eine Web­sei­te betre­ten, wis­sen wir bereits ob sie uns gefällt und ob sie uns die gewünsch­ten Inhal­te zur Ver­fü­gung stellt.

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Das ist natür­lich weder neu, noch beson­ders span­nend - was inner­halb die­ser weni­gen Augen­bli­cke pas­siert, ist aller­dings sehr interessant.

Wie wir eine Website lesen

Was pas­siert wenn wir eine Web­site betre­ten? Lesen wir sie wie ein Buch von links nach rechts, oder über­flie­gen wir sie von oben nach unten? Bei­des ist nicht ganz falsch wie die Ergeb­nis­se einer Stu­die aus dem Jahr 2006 zei­gen. Usa­bi­li­ty Exper­te Jakob Niel­sen unter­such­te damals die Wahr­neh­mung von Web­sites mit Hil­fe der Eye­track­ing-Metho­de und visua­li­sier­te anschlie­ßend sei­ne Ergeb­nis­se. Die Visua­li­sie­rung die­ser Ergeb­nis­se in Form einer Heat­map zeigt, dass wir eine Web­sei­te F-för­mig lesen.

Wir star­ten mit unse­ren Augen oben links und wan­dern, gemäß unse­rer natür­li­chen Lese­rich­tung, nach rechts, dann wie­der zurück. Anschlie­ßend geht es etwas nach unten, bevor wir unse­re Augen wie­der nach rechts und zurück bewe­gen. Zum Schluss geht es wie­der nach unten – fer­tig ist unser „F“-Muster wel­ches im Web­de­sign auch F-Shape oder F-Pat­tern bezeich­net wird.

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Des Wei­te­ren zei­gen die Ergeb­nis­se, dass die Wahr­neh­mung einer Web­site unab­hän­gig von ihrem Zweck ist. Völ­lig gleich ob wir Pro­dukt­sei­ten, Such­ma­schi­nen­er­geb­nis­se oder Text­sei­ten betrach­ten, die Wahr­neh­mung passt sich den Sei­ten­in­hal­ten zwar an, bleibt in sei­ner eigent­li­chen Form jedoch identisch.

Welchen Vorteil bringt diese Erkenntnis?

Jetzt wis­sen wir zwar wie sich ein Benut­zer beim Betre­ten einer Web­site ver­hält, aber was kön­nen wir mit die­sem Wis­sen anfan­gen? Sofern wir Web­de­si­gner oder Betrei­ber einer Web­site sind, jede Men­ge. Denn wis­sen wir wohin der Benut­zer beim Betre­ten einer Web­site schaut, ist es uns mög­lich bestimm­te Sei­ten­ele­men­te und Infor­ma­tio­nen inner­halb die­ses Bereichs zu plat­zie­ren. Rich­tig umge­setzt kön­nen wir dem Benut­zer dadurch nicht nur wich­ti­ge Ele­men­te “auf­drän­gen”, son­dern auch die kogni­ti­ve Wahr­neh­mung des Benut­zers ver­rin­gern, indem wir ihm schnellst­mög­lich den Zweck unse­rer Web­site kommunizieren.

Wel­chen Ein­fluss hat die­se Wahr­neh­mung nun auf die Bewer­tung unse­rer Web­site? Im Grun­de kei­ne. Denn plat­zie­ren wir die fal­schen Gestal­tungs­ele­men­te oder Sei­ten­in­hal­te in die­sen Bereich, hät­ten wir uns den Auf­wand auch spa­ren kön­nen. Fol­ge­rich­tig ist der nächs­te Schritt also die Aus­wahl und Gestal­tung ent­spre­chen­der Inhal­te. Auch dabei gibt es ein paar span­nen­de Aspek­te, die ich in Teil 2 Wie Nut­zer Web­sei­ten wahr­neh­men und mit wel­chen Ele­men­ten sie erreicht wer­den die­ser Arti­kel­se­rie anspre­chen möchte.

Bis dahin kön­nen Sie ger­ne mal den Selbst­test machen. Prü­fen Sie beim Betre­ten einer Web­site, wel­che Ele­men­te Ihnen beson­ders auf­fal­len und an wel­cher Stel­le die­se Ele­men­te plat­ziert wurden.