Bei der Konzeption und Gestaltung einer Website ist uns der Geschmack unserer Kunden egal. Was im ersten Moment etwas überheblich, fast schon naiv klingen mag, ist natürlich etwas überspitzt formuliert und hat gute Gründe. Um diese genauer zu betrachten, müssen wir erst einmal zwei grundlegende Dinge voneinander trennen…
Kundenwunsch vs. Geschmack der Kunden
Und zwar müssen wir zwischen den Anforderungen/Wünschen und dem persönlichen Geschmack differenzieren. Der Wunsch nach einer bestimmten Funktionalität ist legitim und muss in der Konzeption immer seine Berücksichtigung finden. Die Forderung nach einem bestimmten Seitenaufbau oder der Platzierung eines bestimmten Fotos kann hingegen erst mal ignoriert werden.
Die Auftraggeber stecken zu tief in der Thematik
Unsere Kunden haben ganz andere Sichtweisen und ein viel fundierteres Fachwissen als die Zielgruppe ihrer Website. Sie können ihre eigenen Leistungen sehr gut beschreiben, wissen welches Produkt ihre Kunden kaufen oder welche Dienstleistung bevorzugt in Anspruch genommen wird. Was unsere Kunden jedoch nicht wissen: Was wollen die Benutzer eigentlich auf der eigenen Webseite? Unsere Aufgabe ist es dies im Rahmen der Konzeption herauszufinden.
Je nach Branche, Zielgruppe oder Art der Website kann sich die Motivation die den Benutzer zum Besuch der Website getrieben hat, stark unterscheiden. Was für den Auftraggeber als grundlegendes Wissen gilt, kann für den Seitenbesucher eine wichtige Information sein. Ein Bild, welches den Besucher emotional erreicht, kann für den Auftraggeber wiederum nicht fachlich genug wirken. Um diese Problematik von Beginn an zu verdeutlichen teilen wir unseren Kunden das Motto mit, unter dem unsere Arbeit als Webdesigner steht.
„Wir gestalten nicht für unsere Kunden, wir gestalten für die Kunden unserer Kunden.“
Der Erfolg einer Website kann unter dem eigenen Geschmack leiden
Berücksichtigt man ausschließlich die Forderungen und den Geschmack des Auftraggebers, so wird eines mit Sicherheit erreicht: kurzfristige Kundenzufriedenheit. Aber das ist nicht unser Ziel, wir wollen nachhaltige Kundenzufriedenheit mit unserer Arbeit erreichen. Das funktioniert nur mit einer erfolgreichen Website. Und wer entscheidet über Erfolg und Misserfolg einer Internetseite? Richtig, der Benutzer. Der Geschmack des Auftraggebers kann diesem Erfolg im Wege stehen. Zur Verdeutlichung ein paar Kundenwünsche, die wir unseren Kunden aus gutem Grund ausreden:
• Willkommen Text:
Ein Text der den Besucher auf der Seite begrüßt ist zwar nett gemeint, hat für den Nutzer allerdings keinen Mehrwert. Da dieser Text meist auch noch sehr prominent platziert wird, sollte man diesen Platz lieber für wichtige Informationen über Produkte, Dienstleistungen oder das Unternehmen nutzen, die den Nutzer wirklich interessieren.
• Eindeutige Beschriftungen:
Häufig bestehen Kunden auf eine bestimmte Beschriftung von Navigationspunkten, Buttons oder Überschriften. Auch wenn diese aus Sicht des Auftraggebers Sinn ergeben, müssen sich die Benutzer den Sinn hinter den Bezeichnungen oft erst erarbeiten.
• Unschlüssige Farblogik:
Unterstrichener Text oder farblich hervorgehobene Textpassagen machen nur dann Sinn, wenn der Benutzer mit diesem Element interagieren kann (Links / Schaltflächen).
• Bildauswahl:
Bei der Auswahl von Bildmaterial spielt der Geschmack des Auftraggebers immer eine besondere Rolle. Auch weil er ein deutlich fundierteres Fachwissen als der Besucher hat. Hier gilt: Grafiken und Bilder sollen dem Besucher das Thema der Website schnell vermitteln. Ideal eingesetzt und durch eine entsprechende Interaktionsaufforderung ergänzt, sollen sie den Benutzer zur Handlung/ Interaktion bewegen.
Mehr dazu auch in unserem Artikel „Wie Nutzer Webseiten wahrnehmen und mit welchen Elementen sie erreicht werden“.
• Technische Notwendigkeit
Benutzt ein Kunde kein Smartphone oder Tablet, wird er das Responsive Webdesign oftmals für unnötig halten. Greift die Mehrzahl seiner Besucher allerdings auf diese Endgeräte zurück, wird es allerhöchste Zeit für eine Optimierung.
• Textuelle Inhalte:
Auch bei der Auswahl und Aufbereitung des Contents (Text- und Bildinhalte) gilt es einiges zu beachten. Das Interesse des Benutzers soll geweckt werden, jedoch soll er nicht mit Informationen überschüttet werden. Im schlimmsten Fall muss sich der Besucher seine Informationen eigenständig und mühsam zusammensuchen. Dann liegt ein klassischer Fall von schlechter Benutzerführung vor.
Dies sind nur ein paar Beispiele in denen der Geschmack der Kunden der Bedienbarkeit der Website im Weg stehen kann. Ein umfangreiches Beratungsgespräch und eine stetige Kommunikation während der Umsetzung sind daher unumgänglich. Noch wichtiger ist jedoch die genaue Definition der unterschiedlichen Benutzertypen. Denn kennen wir die Benutzer einer Website, können wir auch die unterschiedlichen Ziele definieren, mit denen sie eine Website betreten. Diese Ziele sind für das benutzerorientiere Webdesign essentiell und ausschlaggebend für den Erfolg einer Website.